In der Menge der natürlichen Zahlen N={1,2,3,...} sind die Operationen subtrahieren wie multiplizieren abgeschlossen. Das heisst zwei natürliche
Zahlen addiert oder multipliziert ergeben wieder eine natürliche Zahl.
Will man nun auch noch die Operation subtrahieren einführen, so hat man das
Problem, dass für nicht alle zwei natürlichen Zahlen es eine natürliche
Differenz gibt z.B. 2−4∈/N und mehr generell a−b∈/N mit b≥a.
Um nun auch uneingeschränkt subtrahieren zu können, brauchen wir eine andere Zahlenmenge für die die Operation subtrahieren abgeschlossen ist. Am besten eine
Zahlenmenge in der die natürlichen Zahlen schon enthalten sind und die alten Operationen weiterhin abgeschlossen sind, eine sogenannte Mengenerweiterung. Diese neue Zahlenmenge sind die ganzen Zahlen Z={...,−3,−2,−1,0,1,2,3,...}.
Nun wollen wir auch noch Multiplikation umkehren also die Operation dividieren ausführen. Für gewisse Zahlenpaare ist dies möglich wie z.B. 4÷2=2 aber schon bei 1÷4 sind wir an unsere Grenzen gestossen. Wir brauchen also wieder eine sinnvolle Mengenerweiterung.
Diese Erweiterung finden wir in der Menge der rationalen Zahlen Q={x∣x=nz,z∈Z,n∈N}.
Nun können wir schon einige Operationen ausführen aber auch hier können wir schnell Defizite bemerken z.B. bei der Nutzung von Pythagoras theorem (a2+b2=c2) wenn a,b=1 weil 2 unendliche viele Kommastellen hat. Auch hier brauchen wir eine sinnvolle Mengenerweiterung zu den reelen Zahlen. Ein grosser Teil der Analysis benutzt die reelen Zahlen aber es gibt immer noch Operationen die nicht abgeschlossen sind für reele Zahlen. Betrachten wir z.B. folgende Gleichung
wir bezeichnen a als Realteil und b als Imaginärteil. Oftmals wird diese Schreibform als kartesische Form, arithmetische Form oder algebraische Form. Oftmals begegnet man auch die folgende Schreibweise für den Realteil: a=Re(z)=ℜ(z) und für den Imaginärteil: b=Im(z)=ℑ(z). Die Menge der komplexen Zahlen wird wie gefolgt definiert
C={z∣z=a+bi mit a,b∈R}
Die Menge der komplexen Zahlen enthält immer noch die Menge der reelen Zahlen. Dies ist einfach zu sehen, da sich jede reele Zahl r als komplexe Zahl z=r+0i schreiben lässt somit ist R⊂C
Eine gute Zusammenfassung zu komplexen Zahlen und ihre Operationen findets du hier und hier
Bei der Division haben wir einen imaginären Teil im Nenner, dies wollen wir aber nicht. dank dem 3-ten Binom lässt sich jedoch der Nenner reel machen. Damit wir im Nenner ein 3-tes Binom haben erweitern wir den Bruch im Nenner und Zähler mit dem Nenner komplex konjugiert.
Wir können jede komplexe Zahl z=a+bi mit a,b∈R eindeutig identifizieren. Wir können jetzt auch jeder komplexe Zahl ein geordnetes Zahlenpaar (a,b)∈R2 zuweisen, was dann einem Punkt im kartesischen Koordinatensystem entspricht wenn man a=x und b=y . So haben wir eine Möglichkeit komplexe Zahlen im zweidimensionalen, reellen Raum darzustellen. Wir haben also
f:C→R2,a+bi↦(a,b)
Diese Abbildung nennt man Komplexe oder Gauss'sche Zahlenebene. Achtung!!! wenn wir komplexe Zahlen darstellen dann werden oft Zeiger verwendet welche nicht mit Vektoren zu verwirren sind da auf Vektoren andere Operationen definiert sind auch wenn sie sehr ähnlich sind und oftmals auch sehr ähnlich funktionieren.
Der Betrag einer komplexen Zahl z=a+bi∈C entspricht der Entfernung des Punktes (a,b)∈R2 vom Ursprung oder die Länge des Zeigers. Dies können wir so berechnen ∣z∣=zz=a+b2∈R oder mit der Formel
Das Argument, Winkel oder Phasenwinkel einer komplexen Zahl z=a+bi∈C entspricht dem Winkel gegenüber der x-Achse. Wir definieren das Argument arg(z) wie gefolgt
Punkte in einem Koordinatensystem müssen nicht unbedingt im kartesischen
Koordinatensystem sein. Wir können auch polare Koordinaten verwenden, wir müssen es dann nur Umwandeln. Dafür verwenden wir Betrag: r=∣z∣ und Argument: φ=arg(z) der komplexen Zahl.
Schauen wir uns nun an wie die oben schon definierten Rechenoperationen von komplexen Zahlen auf der Gauss'schen Zahlenebene aussehen und ob wir sie vielleicht verbessern können.
Schauen wir uns zuerst einmal die Komplexe Konjugation und Negation an.
Wir sehen, dass die komplexe Konjugation eine Spiegelung an der x-Achse bewirkt. Wir sehen auch, dass eine negation eine Spiegelung am Ursprung bewirkt.
Die Addition/Subtraktion von zwei komplexen Zahlen lässt sich wie die Addition zweier Vektoren interpretieren. Achtung sie sind aber nicht Vektoren sondern Zeiger!
Die Berechnung der Summe ist immer am einfachsten in der arithmetische Form die goniometrische Form eignet sich nicht dafür.
Wenn wir mit in der goniometrischer Darstellungsform eine Multiplikation probieren können wir auf folgendes stossen mit ein wenig komplizierter Auflösungen
Wird die komplexe Zahl z1=a+ib=r cis(φ) als Zeiger in der
Gauss’schen Zahlenebene interpretiert, so bewirkt die Multiplikation von z1 mit der
komplexen Zahl z2=s cis(α) eine Drehstreckung des Zeigers z1. Der Zeiger wird dabei um den Faktor s gestreckt und um den Winkel α (im gegenuhrzeigersinn) gedreht!
Interessante Beispiele bei der Multiplikation
Das Produkt der beiden komplexen Zahlen z1=a+bi=rcis(φ) und z2=z1=a−bi=rcis(−φ) ergibt
Wenn wir mit in der goniometrischer Darstellungsform eine Division probieren so sehen wir, dass es sehr viel einfacher und kürzer ist als in der algebraischen Form.
Weil die Multiplikation in der goniometrischen Darstellung einfacher zu berechnen
ist als in der algebraischen Form, wollen wir die Potenzen ebenfalls in goniometrischer Darstellung definieren.
Satz von Moivre Teil 2, radizieren (wurzelziehen)
In der reelen Zahlenmenge hat die Rechnung x4=1 nur zwei Resultate x1,2=±1. Jedoch gibt es in der komplexen Zahlenmenge für diese Rechnung 4 Resultate zwar 1,−1,i und −i. Dies gibt uns ein kleines Problem weil wir nicht mehr einfach ± hinschrieben können wenn wir die Wurzel ziehen. Damit wir alle Lösungen bekommen müssen wir die Periodizität ausnutzen. Wir wollen also folgendes problem lösen
zn=a+bi=r cis(φ)⟺z=nr cis(φ)
Wir wissen, dass das radizieren eine spezielle Form von potenzieren ist mit Dezimalzahlen
3x=(x)31 nun müssen wir noch die Periodizität einbringen dann bekommen wir die folgende Formel
Bevor wir mit dem Logarithmieren starten können benötigen wir noch eine weitere Darstellungsform für die komplexen Zahlen. Dies ist die sogenannte Exponentialform auch oft Eulerform gennant. Um diese Darstellungsform herzuleiten arbeiten wir mit Potenzreihen.
Wir sehen, dass Der Logarithmus einer komplexen Zahl z=0 ist wieder eine
komplexe Zahl. Dabei ist der Realteil des Resultats gleich dem Logarithmus des Betrags und der Imaginärteil gleich dem Exponenten (plus ein ganzzahliges Vielfaches von 2π wegen der Periodizität).
ln(z)=ln(reiφ)=ln(r)+iφ
Beispiel logarithmieren mit Basiswechsel
Wir wollen log2(2−2i) berechnen dafür verwandeln wir wieder die Zahl zuerst in die Exponentialform 2−2i=2ei47π
log2(2ei47π)=ln(2)ln(2ei47π)=1+iln(2)47π
Beispiel negative Zahlen logarithmieren
Wir wollen ln(−1) berechnen, mit reelen Zahlen ist es nicht möglich aber vielleicht ist es mit komplexen Zahlen möglich. Dafür müssen wir die Zahl zuerst in die Exponentialform umwandeln −1=−1+0i=eiπ